Vereinsgeschichte

Turnen war vor über 150 Jahren eine Gesellschaftsangelegenheit, ein Zeichen von gesundem, bürgerlichen Gemeinschaftssinn. 1864 war das so, auch in Schwetzingen, bis heute.

Dass Turnen gesellschaftlich verankert war, zeigt sich auch an den ehemaligen Sportstätten des damals jungen Vereins: der Platz hinter dem evangelischen Pfarr- und Turnhaus, der Rittersaal des heutigen Brauhauses, der „Grüne Hof“ in der Zähringer Straße oder diverse Freiflächen im Schlossgarten. Ab 1923 kam eine Pferdestallung einer ehemaligen Kaserne dazu – bis heute genutzt als Turnhalle im Marstallgebäude/Friedrichstraße.

Mitmachen durften lange allerdings nur Männer. Zöglinge waren willkommen, mussten aber die Einwilligung von Eltern, Vormund oder Dienstherren mitbringen. Die Leibesertüchtigung war nur bedingt reine Privatsache. Und wer gar nicht turnen wollte, für den gab es die Sängerabteilung, später auch ab 1920 den eigenen TV-1864-Spielmannszug.

1896 weihte der Verein seine neue Fahne, damals ein wichtiges Ereignis, symbolisierte sie doch Einheit, Tradition und Zusammenhalt oder – wie bereits Turnvater Jahn den Turnerwahlspruch formulierte – frisch, fromm, fröhlich, frei. Diesem Wahlspruch folgten auch die Läufer des ersten Spargellaufs 1927 durch die Straßen Schwetzingens, den die TV-Sportler gegen die Konkurrenten vom SV 98 gewannen. Nur ein Jahr später weihte man am damaligen Südrand der Stadt nahe der Leimbachbrücke einen Platz mit einem Baum in dessen Mitte ein, dem der Gemeinderat auf Vorschlag seines Turnvereins den Namen „Jahnplatz“ gab.

1933 bekam die Turnerfamilie nach intensiver Eigenarbeit einen weiteren neuen und eigenen Platz noch weiter im Süden, den heutigen TV-Sportplatz an der Sternallee, der dem Turnverein allerdings nicht lange blieb, denn während der NS-Herrschaft wurde auch er aufgelöst und in den „Reichsbund für Leibesübungen“ eingegliedert und gleichgeschaltet.

Der nach dem Krieg u.a. mit dem SV 98 erfolgte Zusammenschluss als Großverein „Turn- und Sportverein“ (TSV) Schwetzingen hielt nicht lange, der TV 1864 war schnell wieder ab 1948 separat und gewann 1955 alle Staffelwettbewerbe beim Schwetzinger Spargellauf.
Erfolge bei Deutschen Turnfesten in den 50er-, 60er- und 70- Jahren folgten ehe der TV 1864 selbst Gastgeber des Internationalen Deutschen Turnfest sein durfte – das war 2013.

Der Verein wandelte sich immer mehr zum Mehrspartenverein. Moderne Sportarten neben Turnen, Leichtathletik und Handball kamen (z. B. Tennis, Tischtennis, Basketball oder Volleyball), andere gingen oder waren schon gegangen (z. B. Fechten, Schwimmen, Faustball, Singen und Spielmannszug).

Der TV setzte sich früh für sportartspezifische Kooperationen ein und verwirklichte dies mit der LG Kurpfalz (Leichtathletik) sowie in der HG Oftersheim/Schwetzingen (Handball). Es folgten Fitnessstudio und Triathlon. Heute ist man in Schwetzingen mit rund 2800 Mitgliedern der mitgliederstärkste Verein. Er bietet Sport in allen Facetten, für jedes Alter, für fast jede Leistungsklasse, in verschiedenen Abteilungen und Sportarten. 

Vielfalt eben – seit über 155 Jahren.